Marbach ergänzt seine Sammlung mit Erstausgaben von Autorinnen

Als Hilfsmittel dient dabei die Bibliografie ›Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts‹ von Elisabeth Friedrichs (1981), die zahlreiche auch heutzutage noch bekannte, teils aber auch in Vergessenheit geratene, für ihre eigene Zeit jedoch nicht unbedeutende Schriftstellerinnen versammelt. Im Laufe des letzten Jahres wurden u.a. Werke von Susanne von Bandemer, Frieda und Margarethe von Bülow, Elise Bürger, Annette Kolb, Rosa Mayreder und Sophie Mereau erworben. Darunter sind auch seltene, deutschlandweit nur vereinzelt nachgewiesene Titel von Autorinnen.


Jede dieser Schriftstellerinnen hat ihre eigene Sicht auf die Welt, so unterschiedlich wie ihre Biografien und Lebensumstände. Sophie von La Roche geht in ihrem anonym erschienenen ›Kleinen Hausbedarf für Frauenzimmer, um glücklich zu werden‹ (1798) in »unterhaltenden Erzählungen und Aufsätzen« auf die persönliche Lebensführung ihrer Zeitgenossinnen ein. Sie selbst fand ihr Glück keineswegs nur im häuslichen Umfeld, sie ist vielmehr eine der ersten finanziell unabhängigen Berufsschriftstellerinnen in Deutschland. Mit ihrem Roman Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771), dem ersten deutschsprachigen Roman einer Frau, hatte sie generationenübergreifend Erfolg. Goethe rezensierte ihn in den ›Frankfurter Gelehrten Anzeigen‹ und erklärte: »Allein alle die Herren irren sich, wenn sie glauben, Sie beurteilen ein Buch – es ist eine Menschenseele.« Fast wäre Sophie von La Roche als junge Frau auf ganz andere Weise in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen. 1750 hatte sie sich mit ihrem knapp drei Jahre jüngeren Vetter Christoph Martin Wieland verlobt, die räumliche Trennung von Wieland durch dessen Studium in Tübingen und Zürich führte jedoch zum Ende der Beziehung.


Caroline de la Motte-Fouqué, in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller Friedrich Baron de la Motte Fouqué (Undine, 1811) verheiratet, machte mit ihrer patriotischen Kampfschrift ›Ruf an die deutschen Frauen‹ (1813) den deutschen Frauen ihre wichtige Rolle im Befreiungskrieg gegen Napoleon deutlich. Johanna Schopenhauer, Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, kann man 1817 bei ihrer ›Reise durch das südliche Frankreich‹ begleiten, Ida Pfeiffer 1850 bei ihrer ›Frauenfahrt um die Welt‹. Daneben stehen zahlreiche Gedichte, Novellen und Romane u.a. von Helene Migerka, Therese Keiter, Ilse Frapan und Maria Janitschek exemplarisch für die weibliche Literaturproduktion ihrer Zeit. Andere Autorinnen setzen sich in autobiografischen und essayistischen Texten engagiert und kontrovers mit der Stellung der Frau auseinander, so u.a. Clara Müller-Jahnke mit ›Ich bekenne‹ (1904) und Emilie Exner mit ›Eine Abrechnung in der Frauenfrage‹ (1906).


Katja Buchholz / Natalie Maag


Beitragsbild: Erstausgabe von Sophie von La Roches ›Kleiner Hausbedarf für Frauenzimmer‹ (1798). Foto: DLA Marbach.


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