»eines jener ukrainischen Lieder«

Seine Kindheit verbrachte Heinrich Laube als Sohn eines Handschuhmachers in seiner Geburtsstadt Sprottau (Schlesien). Die verarmte Familie schickte den 14-jährigen zuerst nach Glogau aufs Gymnasium; Privatstunden sicherten ihm ein kärgliches Auskommen und die Möglichkeit kostenloser ›Freitische‹. In Glogau litt Laube unter dem pedantischer Zwang seiner Schule, weswegen er als Primaner 1825 ans liberalere Schweidnitzer Gymnasium, heute Świdnica (Polen), wechselze. Laube kannte also die von ihm in Das junge Europa beschriebene Landschaft aus eigener Anschaung.

 

»Und wenn man sich wieder halb nach Osten wendet, da erheben sich die sanften Hügel der Ukraine, welche hinabführen in die ungeheuren Grasebenen, durch welche die flüchtigen Pferde in großen Herden jagen. Diese Grasebenen sind das Meer unseres Vaterlandes, und aus ihrer schönen, großartigen Einsamkeit kommen unsere schönsten Lieder. O, ich ritt einst in der Nacht über jenes grüne Meer, mein Herz war traurig und lag zusammengepresst von scharfem Weh in meiner Brust, der Mond schien hell und klar, und ich sah mit tränenlosem, ödem Auge in die unbegrenzte Fläche hinein. Da hörte ich plötzlich eines jener ukrainischen Lieder, es klang wie eine Geisterklage durch die stille Nacht. Von der tiefen Einsamkeit sprach es, und dass kein Baum in der Nähe sei, mit dessen Flüstern der Hirte schwatzen könne. O, wie schön war diese Einsamkeit, hieß es weiter, als die Pferde noch frei waren  […] und keine andern Sättel zu fürchten hatten als die polnischen. Da jagten sie fröhlich an meiner Hütte vorüber und wieherten mir ihre Freude zu […].«

 

Im Netz findet man Laubes Das junge Europa u.a. hier: http://www.zeno.org/Literatur/M/Laube,+Heinrich/Roman/Das+junge+Europa

 

Beitragsbild: Porträt Heinrich Laubes aus der Gartenlaube von 1868.

kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise gemäß DSGVO.