In Amerika gibt es seit 1947 ein öffentliches Fernsehprogramm. Theodor W. Adorno ist 1949 nach Deutschland zurückgekehrt und fliegt Ende 1952 noch einmal nach Los Angeles, wo er bis zum Sommer 1953 die Hacker Foundation in Beverly Hills leitet – und in dieser Hollywood-Nachbarschaft 34 Fernsehspiele untersucht: »ein jedes ist pars pro toto und erlaubt nicht nur, sondern erzwingt den Rückschluss aufs System«.
Statt ästhetische Vielschichtigkeit zu präsentieren, reduziert das Fernsehen für Adorno die Zuschauererfahrung auf ein einheitliches Muster: »Vielmehr wird die Vielschichtigkeit, oder: ihre Verfallsform, von den Produzenten zu ihrem eigenen Besten umfunktioniert. Sie treten ihr Erbe an, indem sie mehrere psychologisch übereinander gelagerte Schichten im Zuschauer voraussetzen, die sie gleichzeitig zu durchdringen suchen im Sinn eines einheitlichen und nach den Begriffen der Lenker rationalen Ziels, der Verstärkung des Konformismus im Zuschauer und der Befestigung des status quo.«
How to Look at Television wird von Adorno und Bernice T. Eiduson zunächst im April 1953 als Vortrag gehalten und dann noch im selben Jahr unter dem Titel Fernsehen als Ideologie auf Deutsch veröffentlicht. Adornos Freund, der Filmwissenschaftler Siegfried Kracauer, bekommt das Vortragsmanuskript im August 1953 als Geschenk und legt das Titelblatt mit einer Zusammenfassung des Rests ab: »Ziel: ein dynamisches Verständnis sozialpsychologischer Phänomene. Gegenstand: Fernseh-Dramas.«
Heike Gfrereis
Ausgestellt ist das Blatt in der Dauerausstellung im Literaturmuseum der Moderne.