Verlagsarchive weisen in ihren zahlreichen Korrespondenzen mit Autoren, Übersetzern, Agenturen und Verlagen immer schon über das einzelne Archiv hinaus. Ausgehend von den Beständen des DLA und der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) bietet sich die Chance, Verlage in ihrer Funktion als Kulturvermittler global vernetzt und im Austausch mit Verlagen und verlags- wie buchhistorisch arbeitenden Kolleginnen und Kollegen in Europa, den USA, Lateinamerika, Afrika und Asien zu untersuchen.
Mit den zahlreichen Verlagsarchiven (neben Cotta: Exilverlage, S. Fischer, Suhrkamp, Insel, DVA, Luchterhand, Piper u.a.) verfügen das DLA Marbach und die Staatsbibliothek zu Berlin über ein großes Spektrum an mehrsprachigen, internationalen Beständen, die in besonderer Weise auf globale literarische Zusammenhänge ver- und über einzelne Landes- und Sprachgrenzen hinausweisen. Sie ermöglichen einen historischen Blick auf die deutschsprachige Verlagslandschaft in ihren globalen Zusammenhängen, der bis an die unmittelbare Gegenwart heranreicht. Im 21. Jahrhundert stehen Verlage vor neuen Herausforderungen, die sich mit Forderungen nach Open Access und mit der Frage verbinden, ob es (noch) so etwas wie eine globale Leserschaft gibt. Ein Blick auf die historischen Konstellationen von Vermittlung und Aneignung, Durchsetzung und Aufnahme von Autoren in einem internationalen Literatur- und Lesemarkt ermöglicht auch einen reflektierten Umgang mit aktuellen Entwicklungen und Trends.
Gemeinsam mit der Staatsbibliothek zu Berlin startet das DLA Marbach daher ein durch das Auswärtige Amt gefördertes Projekt, das, unter Einbezug internationalen wissenschaftlichen Nachwuchses, (1) Verlagsarchive weltweit stärker zusammenführt und digital in ihrem Verweisungszusammenhang sichtbar macht. (2) Dieses Projekt soll kulturpolitisch für Verlage weltweit nutzbar sein, diese in ihrer Arbeit begleiten und ihnen als Kommunikationsplattform für aktuellen Fragen dienen. (3) Ein Ausstellungsprojekt (2021) soll dem breiten Publikum Einblick in die Arbeit von Verlagen und künftige Herausforderungen geben.
Die nächste Veranstaltung im Rahmen des Projekts findet 2021 am Harry Ransom Center der University of Austin (Texas) statt. Ein internationale Workshop fragt danach, wie sich das weltweite Netzwerk von Übersetzern, Agenturen und Verlagen auf globale literarische Zusammenhänge hin und über einzelne Landes- und Sprachgrenzen hinaus erforschen lässt. Am Harry Ransom Center befindet sich u.a. das Archiv des Alfred Knopf Verlags.