Dichter lesen. Folge 1: Schillers Desaster
›textklang: Mixed-Methods-Analyse von Lyrik in Text und Ton‹ – so heißt ein Verbundprojekt der Universität Stuttgart und des DLA Marbach. Auf dem boomenden Hörbuch-Markt sorgen prominente Schauspieler dafür, dass das geschriebene Wort lebendige Sprache wird. Vortragskünstler und Stimmartisten sind allerdings kein Phänomen der Gegenwart. Lesungen waren schon immer Zeichen einer vitalen literarischen Szene – und für Dichter manchmal eine Notwendigkeit. Selten führte eine (Dichter-)Lesung jedoch zu einem solchen Fiasko, wie diejenige Schillers, der am 27. September 1782 in Mannheim in illustrer Runde aus dem Manuskript seines dritten Bühnenstücks ›Die Verschwörung des Fiesko zu Genua‹ vorlas. Schillers Freund Andreas Streicher war Zeuge des tragisch-komischen Ereignisses.